Oh weh, da hatte ich mir aber etwas vorgenommen. Sollte jemand den Satz „eine Arbeit für jemanden, der seine Eltern erschlagen hat“ schon einmal gehört haben: hier kommt die passende Arbeit dazu. Es war ein Artikel in einer überregionalen Zeitung bayerischer Provenienz, der mich hier schwach werden ließ. Ein Konditor erklärte in der Vorweihnachtszeit, wie man richtig tolle Plätzchen macht, die man sonst allenfalls kaufen würde, um sich dann eventuell auch noch über pappigen Geschmack xu ärgern. Ich wollte es ja unbedingt wissen, und der Samstag bietet sich bekanntlich für Müßiggang und freudenreiche Küchenarbeiten an.
Wenn es kürzlich bei den Lebkuchen schon ein Fleißkärtchen fürs Schokolieren gab, dann wird dieses hier noch getoppt. Mit diesen Leckerlis verbringt man locker einen ganzen Nachmittag, aber das Resultat ist… übergalaktischgroßartiglecker. Ehrlich. Stellt also das Telefon auf stumm, packt die große Schürze aus und schon kann’s losgehen!
Ca. 50 Stück allerfeinste Florentiner werden gebaut aus:
- 150 g Orangenzesten (ca. 8-10 Orangen)
- 150 g Zucker
- 150 ml Wasser
- 250 g Schlagrahm
- 50 g Butter
- 200 g Zucker
- 200 g gehobelte Mandeln
- 50 g Mehl
- 200 g allerbeste Bitterkurvertüre
Die Vorarbeit ist gigantisch. Die (Bio!-)Orangen werden heiß abgewaschen und dann mit einem Sparschäler ganz fein geschält – das Weiße sollte möglichst nicht mitkommen. Bitte die Orangen danach auspressen und den Saft in den Kühlschrank stellen – wenn die Schutzschicht fehlt, werden die Orangen ganz schnell mausch. Die Zesten kommen dann, fein gehackt, in einen Topf mit 150 g Zucker und 150 ml Wasser. Das wird aufgekocht und darf dann gemütlich 20-30 min. leise blubbern, bis die Zesten glasig sind und der Zuckersirup eindickt. Dann werden die Zesten in ein Sieb abgeschüttet und dürfen in aller Ruhe abtropfen, während es weitergeht.
Der Topf kann, kurz ausgespült, wieder verwendet werden. Jetzt werden Sahne, Butter und Zucker aufgekocht, dann kommen die Mandeln, die abgetropften Zesten und das Mehl hinein. Alles einmal umrühren und fertig ist die Grundmasse.
Den Backofen jetzt auf 170℃ Heißluft vorheizen und 2-3 Bleche mit Papier auslegen. Einen Löffel zur Hand nehmen – am besten einen sehr langstieligen; damit geht’s irgendwie besser, finde ich. Von der Masse werden nun löffelweise Portionen abgenommen und aufs Blech gesetzt; anschließend werden sie etwas flachgedrückt. Bitte Abstand halten, die zerlaufen noch ein kleines Bißchen. Die Bleche kommen dann in den Ofen und bleiben 16-18 min. drin – das optimale Ergebnis ist „goldbrauner Rand, helle Mitte“, also achtgeben und nicht bis zum Dunkelwerden warten. Wenn sie fertig gebacken sind, werden sie auf ein Gitterrost zum Auskühlen gelegt. Dies geht am besten mit Hilfe einer Palette; die Plätzchen sind nämlich noch sehr (!) weich und flexibel, und sie festigen sich erst beim Abkühlen.
Während die Plätzchen nun also wieder in der Warteschleife sind, wird eine schöne Bitterkuvertüre geschmolzen. Bis das passiert ist, sind die Plätzchen auch soweit, daß sie sich weiterverabeiten lassen. Und während die Schokolade schmilzt, werden 2 Backbleche so glatt wie möglich mit Frischhaltefolie bespannt.
Jetzt kommt der letzte Gang: das Schokolieren. 🙂 Auf die Unterseite der Florentiner wird also mit einem Löffel Kuvertüre aufgebracht und leicht verstrichen, und dann kommen sie – mit der Schokoladenseite nach unten – auf die bespannten Bleche, auf denen sie jetzt aushärten dürfen. Vorsicht beim Arbeiten, die Florentiner angstfrei schnell aufs Blech drehen und bitte nicht (!) andrücken; die Masse verteilt sich von selbst. Und wer jetzt schon vor Ungeduld fast platzt, macht am besten einen Spaziergang, liest Zeitung oder räumt das Wohnzimmer auf. Aushärten dauert, und die Florentiner mögen es gar nicht, wenn sie vorzeitig von der Folie gerissen werden. Wenn sie richtig fest sind, ist das dann ein Kinderspiel.
Die Florentiner sollten dann luftdicht verpackt werden, in einer Dose, und am besten zwischen Lagen von Backpapier. Und ihr – ihr solltet Euch jetzt mal ganz stolz selbst auf die Schulter klopfen. Ruhm und Ehre kommen dann von selbst. Einen schönen November also!